WN, Helmstedt, S. 1, Freitag, 16.04.2004

Autos unter Baumstämmen begraben

40-Tonner kippte in Klein Twülpstedt samt Ladung um – Glück im Unglück: Tochter trödelte beim Frühstück

Von Christian Meyer

KLEIN TWÜLPSTEDT. Schreck in der Morgenstunde: Gewaltige Baumstämme krachten gestern früh auf zwei Autos in Klein Twülpstedt. Ein 40 Tonnen schwerer Holztransporter war in einer Linkskurve umgekippt und verlor seine Ladung. In einem der völlig demolierten Wagen hatten Vater und Tochter nur deshalb nicht gesessen, weil die Zehnjährige an ihrem ersten Schultag nach den Ferien etwas getrödelt hatte.

7.30 Uhr, Rotdornstraße in Klein Twülpstedt: Ein Knall reißt Andrea Witt aus ihrem Schlaf. Sie rennt zum Fenster und sieht Baumstämme, die die beiden Autos ihrer Familie platt gemacht haben. Von Mann und Tochter jedoch keine Spur, dabei wollten sie doch schon auf dem Weg zur Schule sein. "Ich war so erschrocken und fragte mich nur: Wo ist meine Familie, ist etwas passiert?", erzählt die Klein Twülpstedterin. Die Witts kamen mit dem Schrecken davon, in ihrem Passat hatte noch niemand gesessen, weil Tochter Nele am Frühstückstisch gebummelt hatte. Minuten, die entscheidend waren.

Zersprungene Scheiben

Der 40-Tonnen-Laster war in einer Linkskurve umgekippt. "Wir vermuten überhöhte Geschwindigkeit. Dann wirkten die physikalischen Gesetze", sagt Velpkes Polizeikommissar Sönke Strauss. Die Frontscheiben und Seitenfenster der Zugmaschine zersprangen bei dem Aufprall auf die Straße. Der 22-jährige Fahrer zog sich Schnittwunden und Prellungen zu. Rettungssanitäter leisteten Erste Hilfe und lieferten den Mann ins Helmstedter Krankenhaus ein. Dort konnte er am Mittag entlassen werden.
Die rund 20 Meter langen Holzstämme waren vom Aufleger gerutscht und rissen etwa 15 Meter von Wolfgang Kelch ein. Der 53-jährige Rentner nahm’s gelassen: "Ich bin ja nicht Schuld an der Sache. Kosten werden auf mich nicht zukommen. Dafür gibt es ja Versicherungen."

Ausfließender Kraftstoff

Polizist Sönke Strauss schätzt den Schaden auf mehr als 200 000 Euro. Nicht nur, dass zwei Autos, ein Laster und eine Mauer völlig zerstört waren, aus dem seitlich liegenden Holztransporter flossen zudem rund 200 Liter Diesel aus. Der Kraftstoff strömte in die Gosse und von dort aus direkt in Gully und Kanalisation.

Eine Spezialfirma sog den ausgelaufenen Kraftstoff mit ihren Maschinen auf. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Klein und Groß Twülpstedt sowie die Wehr aus Velpke bauten eine Ölsperre und verhinderten so, dass der Treibstoff in den Katharinenbach gelangte. Die Bundesstraße 244 bei Klein Twülpstedt war gestern wegen der Räumungsarbeiten bis 13.30 Uhr gesperrt. Ein Kran musste her, um den Laster wieder auf die Räder zu stellen.

Andrea Witt war froh, dass ihre Familie unverletzt blieb. Tochter Nele wird heute im Leihwagen zur Schule gefahren. Der Kleinwagen der Mutter, Baujahr 89, wandert auf den Schrott. "Mehr als 300 Euro werde ich dafür nicht bekommen."

Sattelschlepper in Seitenlage: Die geladenen Baumstämme stürzten in Vorgärten
in der Rotdornstraße und zerquetschten zwei parkende Autos.
Foto: Toni Korporal (1), Stefan Hähnsen (1)

Ole Witt (von links), dessen Freundin Svenja Schmidt und Andrea Witt sitzen im
Garten und schauen zu, wie ein Kran den umgekippten Laster anhebt.

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